Von der Wiege des Segelflugs zur Deutschen Alpenstraße

Bad Kissingen, der bekannteste Kurort Deutschlands

Gestern nach 5-stündiger Fahrt in Bad Kissingen angekommen. Am Abend und in der Nacht schwere Gewitter durchlitten. Am Morgen ist zum Glück alles vorbei, draußen ein Sonne Wolken Mix ohne Regen und angenehmen Temperaturen. Nach dem Frühstück mache ich mich zusammen mit Wotan zu Fuß auf dem Weg Bad Kissingen zu entdecken.

Bad Kissingen liegt in der Region Main-Rhön, und damit am Südhang der deutschen Mittelgebirge.

Bad Kissingen wurde im 18/19 Jahrhundert in Konkurrenz zu Karlsbad als Weltbad ausgebaut. Es besitzt den ältesten Kurgarten, und das größte Ensemble historischer Kurbauten Europas.

Otto von Bismarck war 14mal zur Kur hier, 1874 entging er hier nur knapp einem Attentat. Motiv war Bismarcks Kampf gegen die katholische Kirche unter Pius IX.

Berühmte Kurgäste waren neben Bismarck, Theodor Fontane, Leo Tolstoi, Gioachino Rossini, Richard Strauss, Max Lieberman, Walter Gropius und Alfred Nobel. Nicht zu vergessen den amerikanischen Ketchup Fabrikanten Henry John Heinz.

 

 

 

Die Wiege des Segelfliegens

Heute gehts zur Wasserkuppe in die Rhön. Als ich am Morgen losfahre scheint noch die Sonne. Je höher die Berge werden, um so kälter und nebeliger wird es. Auf der Wasserkuppe in einer Höhe von 950 m, kann ich kaum noch meine Hand vor meinen Augen sehen. Und hier soll der Geburtsort des Segelfliegens sein? Ich kann es nicht glauben, bis ich im dichten Nebel die Rhönflug-Segelschule sehe. Ein einsamer Motorsegler steht vor dem Hangar.

Seit 1920 werden auf der Wasserkuppe Flugschüler ausgebildet. Heute gibt es neben der Fliegerschule Wasserkuppe, übrigens die älteste Flugschule Deutschlands, noch die Rhöner Drachen-und Gleitschirmflugschule Wasserkuppe.

Bereits 1905 starteten die ersten Hängegleiter zu Fuß auf der Wasserkuppe. Als erster Rekord wurde 1912 ein Hängegleiterflug von 112 Sekunden und 843 m dokumentiert.

Der eigentliche Durchbruch des Segelflugs und ausschlaggebender Punkt für seine konsequente Weiterentwicklung war der verlorene erste Weltkrieg. Der motorisierte Flug wurde den Deutschen verboten, so ist man halt ohne Motor geflogen. 

 

Schweinfurt, die Industriestadt am Main

Weiter gehts über Schweinfurt und Bamberg nach Nürnberg. Das Wetter ist weiter  ein Sonne-Wolken Mix mit angenehmen Temperaturen.

Schweinfurt hat Deutschlands drittgrößtes Bruttoinlandsprodukt, und gilt als Geburtsstadt des Fahrrads. Das Fahrrad hat in der Stadt eine eigene Mythologie Das es hier erfunden wurde, lässt sich leider nicht beweisen. Beweisen läßt sich aber, dass Phillip Moritz Fischer 1860 in Schweinfurt das Laufrad mit einer Tretkurbel ausgestattet hat. Das moderne Fahrrad war geboren. Fischer war Orgelbauer und wollte ein Gefährt, mit dem er schneller zu seinen Kunden aufs Land fahren konnte. Sein Sohn Friedrich konstruierte 1883 das Kugellager und machte so das perfekte Rad möglich. Ernst Sachs, dessen Karriere als Rennfahrer auf dem Hochrad begonnen hatte, steuerte 1903 die Torpedo Freilaufnabe hinzu, wenig später auch mit Nabenschaltung. Sie war jahrzehntelang Standard an fast jedem Gebrauchsrad. 

 

Wo Hitler schwindelig wurde

Weiter geht es nach Berchtesgaden. Gelegen am Fuße des Watzmanns in einer atemberaubenden Bergwelt. Ein idyllischer Ort, es ist schönes Wetter und viele Touristen bevölkern die Straßen. An Lederhosen- und Dirndl Shops vorbei, versuche ich mir ein Bild zu machen. Auffällig im Ortszentrum der überdimensionierte Bahnhof. Der 1937 im Auftrage Martin Bormanns von Albert Speer errichtete Bahnhof sollte Teil der Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden werden. Zusammen mit dem Berghof und dem Kehlsteinhaus zweiter Regierungssitz des NS Regimes von 1938 - 1945. Nach der Befreiung 1945 durch die Amerikaner wurden die meisten NS Bauten gesprengt. Stehen geblieben sind der Bahnhof und das Kehlsteinhaus.

Im Berghof hat der Diktator die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung beschlossen, im Kehlsteinhaus sollte er Tee trinken.

Auch ich mache mich auf den Weg zu dem letzten erhalten Gebäudes des "Führersperrbezirks".

9.30 Uhr, ich nehme einen der ersten Busse, die mich und Wotan vom Obersalzberg zum Kehlsteinhaus bringen. Es herrscht gespenstische Ruhe, nur wenige Passagiere sind an Bord. Alle warten gespannt auf die Abfahrt zu einer der eindrucksvollsten Gebirgsstrecken Europas. Der Busfahrer erzählt von seinem Bus, 349 PS mit drei unabhängigen Bremssystemen.

An einigen Stellen gähnt neben der Straße der Abgrund mehrere Hundertmeter tief. Vier in den grauen Granit geschlagene Tunnel hat der Bus passiert, dann kommt mit dem "Schwalbennest" die tückistischste Stelle der knapp 7 km langen Strecke. Kurz darauf hält der Bus auf einer Wendeplatte ein gutes Stück unterhalb des Gipfels. Von hier aus führt ein über 100 Meter langer Stollen in das innere des Berges zum Aufzug. Im Vorraum hat sich schon eine Warteschlange gebildet. Eine junge Italienerin läßt sich von ihrem Freund fotografieren und zeigt dabei den Hitlergruß. Spass muß sein. Dass sie gerade eine Straftat begeht ist ihr offenbar nicht bewusst. Der Kehlstein ist vielleicht der einzige Alpengipfel, bei dem die Aussicht nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die meisten Besucher stehen mit dem Rücken zum Alpenpanorama und haben nur Augen für den Stein gehauenen Größenwahn der Nazis. Hitler war zwischen 1938 und 1945 nur 14 mal hier oben. Er hatte Höhenangst und hasste Aufzüge.