Mit dem Zug durch Japan

Japan lässt sich günstig und sehr angenehm mit dem Zug individuell bereisen. Mit dem Japan Rail Pass ausgerüstet, entdeckst du Japan mit all seinen Facetten auf eigene Faust. Der Japan Rail Pass ist ein besonderes Ticket, das nur für ausländische Fahrgäste gültig ist, und schon im Heimatland gekauft werden muss. Mit diesem Pass besteht die Möglichkeit, unglaublich günstig mit der Bahn durch Japan zu reisen.  Mit dem Zug durch das Land der aufgehenden Sonne zu fahren ist ein echtes Erlebnis, dass man sich als Besucher nicht entgehen lassen sollte. Die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Schienenverkehrs begeistert Bahnreisende aus aller Welt, und das engmaschige Streckennetz von Japan Rail und einigen privaten Anbietern erlauben Reisen bis in die entlegensten Winkel des Landes. Dieses Jahr ist für uns das zweite mal, dass wir Japan mit dem  Zug entdecken werden, und wir möchten euch im Blog interessante und nützliche Informationen geben, wie einfach es ist, Japan mit dem Zug zu erleben.



Ankunft in Tokio Narita Airport

Unsere Reise beginnt mit einem Nonstop Flug in Düsseldorf, der Hochburg der Japaner in Deutschland. So ist es auch nicht verwunderlich, dass an Bord neben einigen Deutschen und anderen Europäern fast nur Japaner sind.  Von der Fluggesellschaft ANA haben wir ein Upgrade in die Premium Economy bekommen, was uns natürlich sehr gefreut hat. So hatten wir während des Fluges breitere Sitze und mehr Beinfreiheit. Ein Langstreckenflug ist stets eine anstrengende, wenn auch surreale Erfahrung. Mehr oder weniger eingeschränkt in unseren Sitzen, und zum Stillsitzen verdonnert, lassen wir uns mit 1000km/h über mehrere Zeitzonen und Kontinente hinwegschleudern. 

Das Abendessen wird serviert, ich stürze mich mit einem Glas Rotwein auf das Bordprogramm, während Ute ihr Lesegerät strapaziert. Danach versuchen wir zu schlafen, oder besser zu schlummern. Immer noch vier Stunden, das Frühstück wird bald serviert. Appetit will nicht aufkommen. Unter uns Russland. Das japanische Meer ist nicht mehr weit. Dann landen wir nach 11 Stunden Flug in Tokio Narita. Keinen Applaus, Japaner sind halt sehr zurückhaltend. Unser „Dreamliner“ hat uns sicher ans Ziel gebracht. 

Jetzt zur Passkontrolle, Koffer holen und durch den Zoll.  Endlich in der Ankunftshalle. Wow, wir sind in der Megastadt Tokio. Geldautomaten finden. Tickets für den Narita Express an dem überfüllten Schalter kaufen, einsteigen, und noch 70 km bis in die Innenstadt fahren. Unser Hotel ist direkt am Hauptbahnhof, es sind nur wenige Minuten. Einchecken, Zimmer beziehen und aufs Bett fallen. 

Odaiba - Futuristische Architektur in der Tokio Bay


 

 

Heute morgen sind wir mit dem Boot von Asakusa nach Odaiba geschippert. Unter vielen Brücken ging es auf dem Sumida entlang bis zum pazifischen Ozean.

In Odaiba sind wir wieder an Land gegangen, einer künstlich aufgeschütteten Insel in der Tokyo Bay. Odaiba ist das, was wir gemeinhin als Zukunft bezeichnen. Atemberaubende Architektur, wie das Fuji Zentrum, die Telekom und das Tokyo Big Sight. Eine Hochbahn, die ohne Fahrer auskommt, die Rainbow Brücke, das Digital Art Museum und den Gunbam Roboter.

Der Japan Rail Pass

Nun wird es Zeit den Japan Rail Pass einzutauschen. Am Samstag soll unsere   Zugreise durch Japan losgehen. Die erste Station wird Yokohama sein.

Wir gehen ins Japan Rail Travel Büro, legen unseren in Deutschland gekauften Voucher vor, und in 10 Minuten erhalten wir den Original Pass, den wir jetzt nicht mehr aus den Augen verlieren dürfen, denn Ersatz gibt es nicht. 

Der Japan Rail Pass bietet  die günstigste Möglichkeit, Japan mit dem Zug zu bereisen und zu entdecken. Einzelne Zugfahrkarten sind in Japan sehr teuer. Wer mehr von Japan sehen, und mehr auf eigene Faust unternehmen möchte, als bei einer Pauschalreise, für den ist der Japan Rail Pass die einfachste und günstigste Option Japan zu bereisen

 

Yokohama-Japans Tor zur Welt

Mit einem Futsu Densha (Nahverkehrszug) ging es heute von Tokio nach Yokohama.  Yokohama ist Teil des Ballungsgebietes Tokio mit über 45 Millionen Einwohnern. 1859 wurde hier der Hafen eröffnet, und Yokohama entwickelte sich schnell von einem Fischerdorf in eine blühende Handelsmetropole. Mit dem Hafen öffnete sich Japan der Welt, und neben Europäern zog es viele Chinesen nach Yokohama, die hier schließlich ihre eigene Stadt errichteten. Yokohamas Chinatown zu betreten, ist wie in eine andere Welt zu tauchen. Glitzernde, blinkende Gebäude und Schilder, farbenfrohe Lädchen, insgesamt über 600 Läden auf nur 2500m² ziehen jeden Besucher in seinen Bann.

Innerhalb von Yokohama Chinatown befinden sich 10 „Pairo"-Tore. Besonders der Zenrinmon auf der Hauptstraße ist eine wirklich symbolische Struktur der Stadt. Die Tore befinden sich gemäß des chinesischen Feng Shuis in den vier Himmelsrichtungen und jede Richtung repräsentiert einen Schutzgott. 




Shinkansen-Der Blitz aus Japan

Japan ist das Geburtsland schneller Züge. Der Zug, der heute für uns in den Bahnhof von Tokio fährt, und uns nach Sapporo bringt ist der „Hayabusa“, was wörtlich übersetzt „Schneller Busard“ heißt.  Er ist der zur Zeit schnellste im Betrieb befindliche Shinkansen-Zug. Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 320 km/Std.Ich selbst habe sie mit meinen I-Phone überprüft.

 

Er wirkt wie ein Gruß aus der Zukunft. Seine Schnauze ist schnabelartig, langgezogen und flach, der Rumpf lang und schlank, und die Passagiere sitzen hinter Fenstern, deren Form an jene aus Flugzeugen erinnert. Japans Hochgeschwindigkeitszüge Shinkansen haben auch 50 Jahre  nach der ersten Fahrt nichts von ihrer Science-Fiction-Aura eingebüßt.

 

Der Erfolg des Shinkansen wurde auch in vielen Staaten Europas zum - in Teilen noch immer unerreichten - Ideal. Heute fahren zwar auch in anderen Ländern Hochgeschwindigkeitszüge, darunter der ICE in Deutschland. Dennoch haben Japans "Bullet Trains" mit ihrem weitaus futuristischeren Design weiter eine Ausstrahlung, die sie von anderen unterscheidet. 

 

Zudem genießt der Shinkansen noch immer den Ruf, der sicherste Hochgeschwindigkeitszug der Welt zu sein. Bis zum heutigen Tag ist kein Passagier in einem Shinkansen zu Schaden gekommen. Entsprechend fassungslos waren die Japaner, als im Oktober 2004 nach einem Erdbeben ein Shinkansen zum ersten Mal aus der Spur sprang. Obgleich niemand zu Schaden gekommen war, war der entgleiste Zug noch tagelang im staatlichen Fernsehen zu sehen, so sehr nagte der Vorfall am Stolz der gesamten Nation. 

Auch die Pünktlichkeit der Shinkansen-Züge ist legendär: Außer bei Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Taifunen kommt es in Japan kaum zu Verspätungen. 2016 betrug der durchschnittliche Rückstand eines einzelnen Shinkansen lediglich 36 Sekunden.

 

Beeindruckend ist auch die Sauberkeit der Züge - und wie sie gewährleistet wird. Bereits Minuten vor der Ankunft stellen sich uniformierte Putzkolonnen auf dem Bahnsteig auf. Bei der Einfahrt des Shinkansen verneigen sie sich tief. Mit höchster Effizienz und Akribie sammeln sie sodann den Müll im Zug ein reinigen ihn und drehen die Sitzreihen wieder in Fahrtrichtung. 



Kobe und Himeji

 Kobe ist die Lieblingsstadt vieler Nichtjapaner, die das Land gut kennen. Das liegt nicht so sehr an dem leckeren Rindfleisch, für das Kobe bekannt ist, oder daran, dass sich dort die Wiege des japanischen Baumkuchens befindet. Der Grund ist vielmehr die idyllische Lage der Stadt.

Das Kobe Steak haben wir nicht probiert. Es war uns einfach zu teuer. Deswegen können wir nicht beurteilen, ob der Genuss es wert ist.

1995 wurde Kobe durch ein schweres Erdbeben fast völlig zerstört. 6000 Tote und 200000 obdachlose Menschen waren das Ergebnis. Noch heute leidet die Stadt unter den Folgen des Erdbebens. Auf den ersten Blick sieht Kobe heute aus wie jede andere japanischen Stadt, vielleicht einen Tick moderner.  Aber es gibt weniger Arbeitsplätze, die Gehälter sind geringer, und manche müssen zwei Hypotheken abbezahlen, die für ihr zerstörtes Haus und ihr neues. Das konnten bisher weder ein neuer Cluster in Medizin und Biotechnologie noch einer der schnellsten Supercomputer der Welt ausgleichen. Sie wurden auf dem Gelände errichtet, wo nach dem Beben viele Übergangsunterkünfte standen, und gelten als Symbol für den Wiederaufbau.

Von Kobe aus haben wir mit dem Nahverkehrszug einen Tagesausflug zu der weißen Burg Himeji oder auf Japanisch Himeji-jo gemacht. Sie ist neben der Burg Matsumoto in Nagano eine der ältesten erhaltenden Bauwerke aus dem Japan des 17. Jahrhunderts. Die Burganlage besteht aus 83 Gebäuden und gilt als Symbol der japanischen Burgen. Trotz ihrer Schönheit ist sie dank ihrer Wehranlagen hoch aufgerüstet, so dass die Burg praktisch als uneinnehmbar galt. Die Burg wurde in den letzten Jahren komplett renoviert und erstrahlt heute in einem unvergleichbaren Weiß wie zu Entstehungszeiten!

Übernachtung in einem Ryokan

Heute ging es mit dem Limited Express Oki 8 in die Berge. Das Ziel war Tsuwano, eine Kleinstadt in der Präfektur Shimane. Die Stadt ist durchzogen von kleinen Kanälen, in denen wunderschöne Koi-Karpfen schwimmen, hat einen Inari Schrein und eine mittelalterliche Burg. Hier haben wir zum ersten mal auf unserer Japan Reise in einem Ryokan übernachtet.  Die Zimmer waren im japanischen Stil eingerichtet und mit Tatami-Matten ausgelegt. Am Abend wurde das Futon-Bett ausgebreitet, man muss auf einer dünnen Matratze auf dem Boden schlafen. Frühstück und Abendessen sind bei einer Übernachtung im Ryokan immer inbegriffen. Es gibt immer frischen japanischen Tee, und im ganzen Haus ist man von einer freundlichen Gastlichkeit umgeben. 

Von Uminonakanichi nach Kashii


Zwei kleine Städte, die keiner kennen muss. Fast jedes Dorf wird von JapanRail angefahren. Mit der japanischen Bahn gehen die Menschen nicht verloren. Auch wenn keine Elektrifizierung vorhanden ist, fährt man halt mit Batterie und nicht mit Diesel. Der Zug fährt die knapp 50km und wieder zurück mit einer Batterieladung. In Uminonakanichi wird sie dann wieder über das Stromnetz der Bahn aufgeladen.

Mit der Straßenbahn durch Nagasaki

Japan pflegt eine beson­de­re Lie­be zu seinen Zügen. Dazu gehören auch die Straßenbahnen. Wie in vie­len ande­ren Län­dern hat ein Gross­teil den Betrieb in den letz­ten Jahr­zehn­ten voll­stän­dig ein­ge­stellt. U-Bahn und Bus­se sind an ihre Stel­le getre­ten. Und den­noch besit­zen eini­ge Städ­te in Japan ein funk­tio­nie­ren­des Straßen­bahn­netz. Das spe­zi­elle in Nagasaki ist, dass hier Wagen in Betrieb sind, die in Deutsch­land nur noch in Technikmuse­en zu fin­den wären.

Nur drei Mona­te nach dem Atom­bombenab­wurf nahm die­ Stras­sen­bahn in Nagasaki ihren Betrieb wie­der auf. Wie sie vor mehr als 60 Jahren durch die zerstörte Stadt fuhr, so fährt sie heute noch durch die moderne und weltoffene Metropole. 

Als vierachsiges Hochflurfahrzeuge in den unterschiedlichsten Farben fährt sie durch die Straßen.  Das moderne Niederflur-Zeitalter hat in Nagasaki noch nicht begonnen. Es macht wirklich Spaß den Zügen bei ihrer Arbeit zuzusehen.

Sakurajima: Der Kirschblüteninsel-Vulkan

Der Vulkan Sakurajima (Sakura-jima) liegt ganz im Süden des japanischen Inselarchipels, genauer auf der Insel Kyushu. Der Vulkan bildet eine Halbinsel in der Bucht von Kagoshima. In der gleichnamigen Stadt, die dem Vulkan in 8 Kilometern Entfernung gegenüber liegt, leben ca. 500.000 Menschen. Da der Sakurajima zu den explosiven Subduktionszonen-Vulkanen gehört, geht von ihm ein erhebliches Gefahrenpotential für die Anwohner von Kagoshima aus. Die Situation hier erinnert an den Vesuv im Golf von Neapel. Selbst der Umriss des Sakurajima hat Ähnlichkeiten mit dem Vulkan in Süditalien. 

Tatsächlich wird der Alltag der Menschen in Kagoshima stark vom Rhythmus des Vulkans beeinflusst. Der Vulkan ist daueraktiv und speit meistens mehrmals am Tag Aschewolken aus, die in Abhängigkeit von der Windrichtung auch über die Stadt driften und abregnen. Staubmasken und Schutzbrillen gehören wie der Regenschirm zur Standardausstattung der Menschen dort. Die Kinder lernen in der Schule Notfallmaßnahmen, falls sich ein größerer Ausbruch ereignen sollte. Um den Vulkan herum wurden Betonkanäle und Blockaden errichtet, um die gefährlichen Lava- und Pyroklastischen Ströme umzuleiten, die es hier reichlich gibt. 

Als wir im Juli 2018 Kagoshima besuchten waren wir Zeugen eines Ausbruchs des Sakurajima.

Venedig 2023